Übersetzen zwischen kultureller Praxis und technischen Kompetenzen
Die Tätigkeit des Übersetzens steht im Spannungsfeld zwischen Kultur und Technik. Übersetzer*innen bedienen sich sowohl kultureller Praktiken als auch technischer Werkzeuge, die bisher vor allem in Glossaren und sogenannten Translation Memories bestanden. Durch den technischen Wandel hat sich der Übersetzungsprozess heute so weit verselbständigt, dass der Mensch nur noch korrigierend gegenlesen muss. Ob die maschinelle Textverarbeitung auch kulturelle Interpretationsleistungen erbringen kann, muss sich dabei erst noch erweisen.
Die Tätigkeit des Übersetzens vermittelt zwischen den Sprachen und ist somit für den Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen unerlässlich. Bei der Übertragung von literarischen Werken in andere Sprachen entstehen oft kongeniale Neuschaffungen, während bei juristischen Texten die wortgetreue Wiedergabe Vorrang vor der Lesbarkeit hat. Auch im Fremdsprachenunterricht kommt der Übersetzung eine zentrale Bedeutung zu. Beim Lernen von Fremdsprachen findet ein gedanklicher Prozess statt, der geläufige Strukturen und Inhalte in die Zielsprache überträgt, wobei der kommunikative Unterrichtsansatz versucht, ohne das Übersetzen auszukommen. In den letzten Jahren erschienen jedoch Lehrbücher, die bei der Vermittlung bestimmter Strukturen auf Ausgangssprachen zurückgreifen. Populäre Sprachlern-Apps wie Duolingo beruhen sogar vollständig auf der Übersetzung zwischen Ziel- und Ausgangssprachen.
Unsere diesjährige Veranstaltung soll sich mit diesen Entwicklungen beschäftigen, Phänomene schildern und Mutmaßungen über die Zukunft des Übersetzens anstellen. Dabei geht es sowohl um klassische übersetzerische Tätigkeiten und die Vermittlung von kulturellen Inhalten zwischen Deutschland und Ostasien, sowie um die Rolle von Lehrenden im Zeitalter von Übersetzungsprogrammen wie Deepl. Mögliche Themen beinhalten Literaturübersetzung, wechselseitiger kultureller Austausch zwischen Ost und West, Übersetzen in der Fremdsprachendidaktik, Techniken des Übersetzen und vieles mehr.
Veranstaltungsprogramm
Zeit |
Titel, Person |
09:30 – 10:00 | Begrüßung und Kaffee Josef Goldberger (DAAD IC Taipeh), Wolfgang Odendahl (NTU, Taipei), Timo Kozlowski (Goethe-Institut Taipei); Moderation: JG |
10:00 – 10:40 | Keynote: Der Tod in Venedig auf Japanisch. Translatorische Kompetenz in Grammatik und Interpretation Robert Wittkamp (Kansai, Japan) |
10:40 – 11:10 | Übersetzen zwischen Deutschland und Japan: Yoko Tawada, Mori Ogai und Heinrich von Kleist Jonas Teupert (NTU, Taipei) |
11:10 – 11:30 | Pause; Moderation: JT |
11:30 – 12:00 | Paul Celan: Fremde Nähe: Literarische Übersetzung & Nachdichtung im Spannungsfeld poetischer Kreativität Michael Raab (NTU, Taipei) |
12:00 – 12:30 | Über die Grenzen der Lyrikübersetzung und der künstlerischen Vielfalt und Freiheit der Nachdichtungen – ein Feld für die künstliche Intelligenz? Sebastian Jeuck (Wenhua, Taipei) |
12:50 – 14:00 | Mittagspause; Moderation Nachmittag: SE |
14:00 – 14:30 | Übersetzungs-Tools für das Erlernen von Fremdsprachen: eine explorative Studie mit tertiären Deutschlernenden Joy Zhang (張競瑜) und Jörg Parchwitz (Soochow, Taipei) |
14:30 – 15:00 | Übersetzen im Kontext – eine moderne Kurzgeschichte aus Hongkong Kathrin Bode (Baptist University Hongkong) |
15:00 – 15:40 | Keynote: Aus dem Alltag des „Unmöglichen“ – Aspekte des Übersetzens (Zoom) Hans Peter Hoffmann (Mainz/Germersheim) |
15:40 – 16:00 | Kaffeepause; (Moderation: TK) |
16:00 – 16:30 | Automatische Evaluation der Humanübersetzung (Zoom) Chung, Hye-Yeon (Hankuk University of Foreign Studies, Seoul) |
16:30.-.17:00… | Zukunft? Welche Zukunft? Zur technischen Entwicklung des Übersetzerberufs Olaf Fichtner (NKUST, Kaohsiung) |
17:00 – 17:30 | Runder Tisch zum Abschluss (Moderation: TK) |
ca. 18:00 | Gemeinsames Abendessen |
Rahmendaten
- Veranstalter: DAAD & Goethe Institut Taipei
- Datum: 15. April 2023, 09:30-17:30
- Ort: Taipei, National Taiwan University, DFLL Conference Room in the Old Library Building, NTU Alte Bibliothek Erdgeschoss Südostseite. Gleichzeitig online per Zoom; Zoom Meeting-ID: 889 2466 6475, Zugangscode: gQ.p1E
- Teilnahme vor Ort für Germanisten und Deutschlehrer aus Taiwan
- Ablauf: Vorträge von 20 bis 30 Minuten, gefolgt von 10 Minuten Diskussion.
- Abendessen auf Einladung des DAAD.
- Teilnahme kostenlos, Anmeldung bis 08. April über das online-Formular unter https://forms.gle/kXCghfm3ReRsK8zv7