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Erfahrungsbericht von Julia Quach

Julia sitzt im Gras.
© Julia Quach

 

Von Wintersemester 2018/19 bis zum Sommersemester 2019 nahm Frau Julia Quach,  Studentin der Molekularmedizin der Univeristät Tübingen, an einem Austausch mit der National Taiwan University (NTU) in Taiwan (R.O.C.) teil.

Noch bevor ich mich an der Uni Tübingen für den Austauschplatz beworben habe, habe ich mich für das DAAD-Jahresstipendium für alle wissenschaftlichen Fächer beworben. Die Bewerbungsfrist war Ende September 2017 (Ich war ab September 2018 an der NTU). Vor allem um das Gutachten eines Hochschullehrers oder promovierten wissenschaftlichen Mitarbeiters oder Assistenten muss man sich rechtzeitig kümmern. Die Bewerbungsfrist an der Uni Tübingen war Mitte Januar. Nachdem ich den Austauschplatz von der Uni Tübingen zugesagt bekommen habe, musste ich mich noch einmal bei der National Taiwan University bewerben. Nachdem ich die Zulassung von der NTU bekommen habe, habe ich mich um den Flug und Gesundheitszeugnisse und das Visum gekümmert. Zuvor bin ich Mitte Februar im Tropeninstitut zur Impfsprechstunde gegangen, um mich bezüglich Impfungen beraten zu lassen. Anschließend habe ich mich gegen Hepatitis A impfen lassen. Da es meine Erstimmunisierung war, brauchte ich zwei Impftermine mit 6 Monaten Abstand.

Welche Schritte sind notwendig?

Bewerbung

Auf der Stipendiendatenbank des DAAD werden die nötigen Bewerbungsunterlagen für das DAAD-Jahresstipendium benannt.

Die nötigen Unterlagen für die Bewerbung an der Uni Tübingen um einen Austauschplatz in Asien finden sich hier.

Visum

Ich habe meinen Antrag für ein Resident Visum bei der Taipeh Vertretung in Frankfurt gestellt. In Taipeh angekommen, muss man zur National Immigration Agency, um ein Alien Resident Certificate (ARC) zu beantragen. Das ARC erhält man nach ein paar Wochen in Form einer Karte, ähnlich zum Personalausweis.

Impfungen

Wie oben erwähnt, war ich im Tropeninstitut für die Impfsprechstunde. Dort habe ich mich gegen Hepatitis A impfen lassen. Die Kosten für die Impfung habe ich zunächst selbst gezahlt. Anschließend habe ich unser Studierendensekretariat (damals Frau Czarnotta) gebeten, einen Nachweis über unseren obligatorischen Auslandsaufenthalt auszustellen. Ich habe den Nachweis zusammen mit der Rechnung bei meiner gesetzlichen Krankenkasse eingereicht und das Geld erstattet bekommen.

Wohnheim

In Tübingen habe ich vor dem Auslandsjahr im Studentenwohnheim im WHO gewohnt. Ich habe den Nachweis über unseren obligatorischen Auslandsaufenthalt, den mir unser Studierendensekretariat ausgestellt hat, zusammen mit meiner Kündigung eingereicht und konnte dadurch schon zum September kündigen.

Konnte von Deutschland aus eine Unterkunft besorgt werden?

Nachdem ich eine vorläufige Zusage für den Austauschplatz von der Uni Tübingen bekommen habe, musste ich mich nochmal bei der NTU bewerben. Dabei konnte man angeben, dass man gerne einen Platz im Wohnheim hätte. Man kann hier Prioritäten für drei Zimmertypen angeben, ein Einzelzimmer mit Bad und Gemeinschaftsküche, ein Einzelzimmer mit Bad und ein Zweierzimmer mit Bad. Es besteht keine Garantie, dass man seine erste Priorität erhält, aber die NTU garantiert jedem Austauschstudenten einen Platz im Wohnheim. Ich habe in einem Einzelzimmer mit eigenem Bad gewohnt. Die Monatsmiete betrug ca. 210 Euro, die Stromkosten mussten separat mit einer Stromkarte bezahlt werden. Für das gesamte Auslandsjahr habe ich ca. 20 Euro für den Strom gezahlt.

Sind Sprachkurse besucht wurden?

Die NTU bietet mehrere kostenlose Chinesisch-Kurse auf insgesamt sieben Niveaus an, für die man auch Credit Punkte bekommt. Ich habe im ersten Semester den Enhancing Chinese Kurs (4 Stunden die Woche) und den General Chinese Kurs (6 Stunden die Woche) belegt. Im zweiten Semester habe ich nur den General Chinese Kurs belegt. Die Kurse haben mir sehr dabei geholfen, meine Chinesisch-Kenntnisse zu verbessern.

Was muss unbedingt mitgenommen werden?

Neben den üblichen Papieren (Reisepass und Impfpass) habe ich mein Gesundheitszeugnis für die NTU und den Admission Letter mitgebracht. Für den Einzug im Wohnheim brauchte ich ein Formular, das ich vergessen habe auszudrucken und daher im Convenience Store neben dem Wohnheim ausgedruckt habe. Die Datei mit dem Formular hatte ich schon auf meinem USB-Stick.

Anreise

Nach Erhalt des Admission Letters der NTU habe ich den Flug nach Taiwan im Reisebüro gebucht. Da ich den Rückflug noch nicht selbst buchen konnte, habe ich ein Angebot mit einer kostenlosen Umbuchung genommen.

Immatrikulation

Für die Immatrikulation (Registration) haben wir eine Mail vom International Office der NTU bekommen. Es war u.a. das Gesundheitszertifikat hierfür nötig. Die Immatrikulation war gut organisiert und lief ab wie ein Stationslauf.

Alien Resident Certificate (Aufenthaltserlaubnis)

Da ich ein ganzes Jahr in Taiwan war, brauchte ich neben dem Resident Visum ein Alien Resident Certificate (ARC). Dieses muss in den ersten zwei Wochen nach Ankunft bei der National Immigration Agency beantragt werden. Die National Immigration Agency liegt bei der MRT Station Xiaonanmen (Grüne Linie). Als ich kurz vor Semesterbeginn dort war, waren sehr viele Menschen dort, um das ARC zu beantragen (Es haben ca. 150 Menschen vor mir gewartet). Ich habe mir damals eine Nummer gezogen und bin während der Wartezeit ca. eine Stunde zum Carrefour, der in der Nähe liegt, einkaufen gegangen.

Empfang durch die Gastfakultät

Es gab mehrere Termine für eine Campus-Führung und eine Orientierungsveranstaltung für die Austauschstudenten. Diese waren sehr nützlich, um sich zurecht zu finden und um andere Austauschstudenten kennenzulernen. Ansonsten konnte mir mein Exchange Buddy auch häufig weiterhelfen (z.B. beim Fahrrad-Kauf).

Betreuung durch die Fakultät

Die Verwaltung des Life Science Departments befindet sich im Life Science Gebäude (gelbes Gebäude gegenüber vom berühmten Waffelstand). Meine wenigen Fragen an das Department konnten schnell geklärt werden.

Fortbewegungmöglichkeiten und Kosten

Mit der Metro in Taipeh kommt man sehr schnell und angenehm von einem Ort an den anderen. In der Metro werden alle Haltestellen auch auf Englisch angesagt und die Stationen sind auch mit lateinischen Buchstaben beschriftet. Wenn das Ziel nicht in der Nähe einer Metrostation liegt, gibt es meistens eine Buslinie, die dorthin fährt. Hierbei muss man darauf achten, dass man je nach Bushaltestelle, an der man wartet, dem Busfahrer durch Winken signalisieren muss, dass er halten soll. Die Linie 688 fährt z.B. vom Wohnheim zum IKEA in Taipeh, den viele Austauschstudenten zu Beginn besucht haben. Im Studentenausweis war eine EasyCard enthalten. Ähnlich wie bei unseren Studentenausweisen [der Uni Tübingen, Anm.] kann man darauf Geld laden und damit zahlen. Diese EasyCard und dementsprechend auch der Studentenausweis konnte ich für die städtischen Verkehrsmittel in ganz Taiwan nutzen. Ich bin schon etwas früher angereist, sodass ich mir zunächst am Flughafen eine EasyCard gekauft und die ersten Tage genutzt habe. Für eine durchschnittliche Busfahrt in Taipeh zahlt man um die 12 NTD (ca. 0.36 EUR). Eine Fahrt mit der Metro kostet im Schnitt 15-20 NTD (0.45-0.60 EUR). Ferner ist in Taiwan Uber auch sehr verbreitet. Für Fahrten zum IKEA könnte das von Vorteil sein. Nach ca. 00:30 Uhr fährt in Taipeh keine MRT mehr. Da ist Uber auch recht nützlich.

Für den Fernverkehr kann man mit dem Zug oder Fernbus fahren. Für Fahrten entlang der Westküste kann man auch mit der High Speed Rail (HSR) fahren. Die Preise variieren abhängig von der Entfernung, lagen aber meist unter 25 Euro. Die Karten für den Zugverkehr können im Internet bestellt oder reserviert werden. Die Internetseiten können hierbei auf Englisch umgestellt werden. Reservierte Karten können dann z.B. in allen Convenience Stores innerhalb der nächsten 48 Stunden für eine Gebühr von 8 NTD (ca. 0.24 EUR) abgeholt werden. Alternativ kann man die Karten auch direkt an den Automaten in den Convenience Stores kaufen. Als ich dort war, gab es diese Funktion nur auf Chinesisch. Die Angestellten im Convenience Store neben dem Wohnheim waren meist so freundlich und haben den Austauschstudenten beim Bedienen der Automaten geholfen.

Zu den kleineren Inseln Taiwans kommt man mit dem Flugzeug oder mit der Fähre. Ich bin mit der Fähre auf die Orchid-Island und Green Island gefahren. Dazu habe ich die Karten telefonisch (auf Chinesisch) bei den Fährgesellschaften reserviert.

Allgemein gilt Taiwan als ein sicheres Land (Man sollte natürlich trotzdem aufpassen). Bis 23 Uhr ist in der Nähe von Nachtmärkten immer noch viel los und ich konnte mich um diese Uhrzeit auch noch problemlos allein bewegen.

Lebenshaltungskosten

Ich habe für das Wohnheim ca. 210 Euro Miete pro Monat gezahlt. Ich habe fast jeden Tag auswärts gegessen und ca. 4 bis 9 Euro am Tag ausgegeben. Auf dem Campus kann man im First Student Activity Center (neben der Hauptbibliothek) günstig ein (vegetarisches) Mittag- und Abendessen für 1.50 Euro bekommen.

Für den General Chinese und den Enhancing Chinese Kurs musste ich Bücher kaufen, die ich aber im zweiten Semester weiterverkaufen konnte. Die Bücher für beide Kurse haben insgesamt ca. 60 Euro gekostet. Ansonsten habe ich keine Lehrbücher für meine Kurse gekauft.

Freizeit

Es gibt einige Sportclubs an der NTU. Vertretene Sportarten sind z.B. Baseball, Rugby, Schwimmen und Aikido. Ferner gibt es in den einzelnen Departments häufig zusätzliche Sportteams (z.B. für Volleyball und Badminton). In den Clubs und Teams ist es aus eigener Erfahrung von Vorteil, wenn man etwas Chinesisch sprechen kann, um auch bei den Gesprächen der Teammitglieder mitzukommen. Ansonsten gibt es auf dem Campus und im Sportcenter auch einige Möglichkeiten, allein oder mit Freunden Sport zu machen. Es gibt z.B. ein Fitnessstudio, ein 25 m Hallenbad, ein 50 m Außenbecken, Badminton-Felder, mehrere Squash-Plätze, Tennis-Plätze und Basketball-Plätze.

Um Taipeh herum kann man auch sehr gut Wandern gehen. Über Blog-Seiten im Internet findet man mit dem Öffentlichen Verkehr gut erreichbare Wanderwege und ausführliche Wegeschreibungen (Beispiel: https://bikehiketaipei.wordpress.com/ ).

Der Eintritt zu Museen ist meist günstiger als in Deutschland. In das National Palace Museum kommt man mit dem Studentenausweis der NTU sogar kostenlos.

Im Second Student Activity Center befinden sich Musizierräume, die man einen Tag zuvor reservieren kann. Teilweise sind diese mit einem Klavier ausgestattet. Die Liste zum Reservieren der Räume befinden sich im Büro im dritten Stock und die Musizierräume im vierten Stock.

Gab es ausreichend Kontakte zu inländischen Studenten?

Tandem-Sprachpartner lassen sich über Facebook, Veranstaltungen im Wohnheim und Bekannte finden. Dadurch dass man sich häufig wöchentlich trifft, lernt man sich schnell auch besser kennen. Darüber hinaus habe ich im ICL-Kurs (s.o.) und bei den Veranstaltungen des Wohnheims und im Schwimmclub inländische Studenten kennengelernt. Auch über meine regulären Kurse habe ich einige Taiwaner kennengelernt. Wir sind häufig nach der Vorlesung gemeinsam Mittagessen gegangen, was eine gute Gelegenheit ist, um sich miteinander zu unterhalten.

Gepäck

In Taiwan ließ sich alles kaufen, was ich noch brauchte. Weniger verbreitet in Taiwan sind natürlich deutsches Brot, aber auch Müsli und Früchtetee. In Oma’s German Bakery (No. 46, Section 1, Xinhai Road, Da’an District, Taipei City, Taiwan 106) kann man tatsächlich richtiges Brot (zu hohen Preisen) kaufen. DIN A4 Collegeblöcke ließen sich auch etwas schwierig finden, allerdings gibt es viele andere Schreibwaren zu kaufen, u.a. lose DIN-A4-Blätter. Ferner sind Sonnencreme, Deo und Tampons in Taiwan teurer als in Deutschland.

Zum Ende meines Aufenthaltes habe ich ein Paket per Schiff nach Deutschland geschickt. Es soll etwa 90 Tage dauern und hat 50 Euro für ein Gewicht von 12 kg gekostet.

Klima

In Taipeh ist die Luftfeuchtigkeit hoch. Dadurch fühlt sich der Sommer sehr warm und der Winter trotz Temperaturen über 10 Grad ziemlich kühl an. Im Frühling und Herbst waren die Temperaturen sehr angenehm (zwischen 20 und 30 Grad). Taipeh ist bekannt dafür, dass es dort häufig regnet, aber es gab genügend schöne Tage, um an den Wochenenden etwas zu unternehmen.

Gesundheitssystem

Taiwan verfügt über ein gutes Gesundheitssystem. Ich musste mehrmals zum Arzt und habe einmal eine Freundin an einem Sonntagabend in die Notaufnahme begleitet. Bei allen Besuchen wirkten die Ärzte sehr kompetent und konnten auch weiterhelfen. Auf dem Campus befindet sich auch ein Health Center, bei dem man als Student der NTU günstig behandelt werden kann.

Kultur

Die Mentalität der Taiwaner ist grundsätzlich sehr freundlich und hilfsbereit und man findet sich meiner Meinung nach dort als Austauschstudent gut zurecht. In den Restaurants gibt es nicht immer englische Speisekarten. Ansonsten findet man Karten, Beschilderungen und andere Informationen meistens auch auf Englisch.

Meine Kommilitonen waren zu Beginn häufig etwas zurückhaltend, aber über die Zeit konnte man sich gut besser kennenlernen. Gemeinsam essen zu gehen war hierbei immer eine gute Möglichkeit, um sich zu unterhalten und Freundschaften zu schließen.

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